Der Sonnenuntergang über Europa, dem Abendland. Langsam verschiebt sich für eine lange Zeit unser Lebensinhalt. Wir beginnen etwas Neues am anderen Ende der Welt.
Warum machen wir das? Eigentlich ist es nur logisch, der nächste Schritt. Es sind die Reisen in den vergangenen Jahren. Seit langem ein Traum. Wir möchten mehr Zeit haben, einfacher leben — mehr im jetzt, bewusst sein. Noch einmal gemeinsam neu aufbrechen, miteinander wachsen. Uns bewegen, zusammen lernen und entwickeln. So stehen wir am Anfang unserer langen Reise. Und da ist es wieder, dieses lebendige Kribbeln im Bauch, die Neugierde: Was für ein Geschenk!
Und das Abenteuer ist diesmal noch größer, denn noch nie waren wir so wenig vorbereitet — können so wenig mitnehmen. Der letzte Tag in München beginnt nach einer kurzen Nacht. Nochmal die Haare kurz schneiden, endlich den Duffel packen. Und Dennis hebt an: knapp 30 Kilogramm, schätzt er. Das darf nicht wahr sein: aber wir wiegen nach und er hat recht!
Zu viel. Die Uke mit Case muss raus. Der Hobo-Kocher, meine ganze Reiseliteratur. So kratzen wir an den 20 Kilogramm und fahren los, zum Flughafen. Der Check-in über die App schlägt fehl: das Visum muss manuell geprüft werden. Dann zieht die Sicherheitskontrolle den mit 11 Kilo am Limit liegenden Kamerarucksack heraus und schaut sich diesen genau an: dicht gedrängte Elektronik, dazu große Akkupacks.
Der Rucksack erfüllt zwar die IATA-Vorgaben, ist jedoch etwas aufgebläht durch die Sachtler-Schiene unten an der großen Filmkamera und das Rig des RAW-Recorders. So reicht der Platz im Flugzeug weder unter den Sitzen noch in den Compartments (Gepäckfächern). Also kaufe ich mir einen Joghurt für 3,40 Euro, um ein 10 Cent Stück zu erhalten. Schmal genug für den Schlitz zur Demontage der Kameraschiene. Dann noch das Rig gelöst und der Rucksack ist nun knapp 2 Zentimeter dünner — und passt!
Ping: Eine Nachricht der Fluggesellschaft auf meinem Handy. Last Call. Ich bin der drittletzte in der Maschine. Über Paris blitzt einmal kurz der Triumphbogen durch ein Wolkenloch. Auch in Singapur verfliegen die gut drei Stunden Aufenthalt. Aber es gelingt mir nicht, einen Mietwagen zu buchen. Die App ist der Meinung: als Fahrzeughalter sitze ich in Singapur und muss auch hier versichern. Vertagen wir das auf Australien.
Der letzte Flug nach Perth ist nur zu knapp 20% belegt und die Aussies sind tiefenentspannt. Kaffee und Tim Tam. Ich fülle die Incoming Passenger Card aus: die letzten 30 Tage dürfen wir nicht auf einem Bauernhof in Kontakt mit Tieren gewesen sein, nicht in der Wildnis oder in Gewässern. Ein Glück, dass wir noch keine Tiere an unserem Bergbauernhof haben. Dann nicke ich doch nochmal ein. Und die super icy-cold Klimaanlage unterkühlt mich.
Zum Ende der wunderbar kurzen Flugverbindung mit nur gut 20 Stunden Flugzeit und knapp viereinhalb Stunden Aufenthalten an den Flughäfen höre ich, wie die Triebwerke reduzieren: Mitternacht, wir sind im Landeanflug. Stockdunkel ist es draußen. Aber bei wolkenlosem Himmel und 20 Grad.
Down Under: Ich bin da!